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Chronologische Kirchenchronik

Die älteste Kirche des Pfarramtes Ferdinandshof

Die Kirche in Neuensund ist die älteste Kirche im Pfarramt Ferdinandshof. Allein das Ölgemälde „Martin Luther mit dem Schwan“, eines der wenigen Gemälde die ein Porträt des Reformaters zeigen, ist einen Besuch der kleinen, aber schmucken Kirche wert. Die Kirche selbst ist dem Pfarramt Ferdinandshof, Pommersche Evangelische Landeskirche, angegliedert.

 

Eine Sakramentsnische im Innern der Kirche befindet sich an der Ostwand. Ein Hinweis darauf, dass die Kirche katholischen Ursprungs ist. Nach der katholischen Glaubenslehre ist Jesus in der Hostie allgegenwärtig. Daher wurde und wird in katholischen Kirchen für die Aufbewahrung der Hostie ein besonderer Ort geschaffen. Eine weitere Besonderheit der Kirche ist die zugemauerte Pforte in der nördlichen Außenwand. Dies war der Eingang für die Frauen und Kinder. In früheren Gesellschaftsordnungen begleiteten Frauen einen niederen Rang. Männer gingen durch die Südpforte, dem Hauptportal der Kirche. Es war über Jahrhunderte üblich, dass Frauen und Männer getrennt saßen.

 

Die Grenzlage von Neuensund im Dreiländer-Eck zwischen Brandenburg, Mecklenburg und Pommern macht auch vor der Kirchenhistorie nicht halt. Die Grenzlage sowie eine schwache Besiedlung führten zu dem kuriosen Zustand, dass etwa ab 1659 bis weit in das 18. Jhdt. eine brandenburgische Kirche von einem mecklenburgischen Pastor mit Gemeindemitgliedern aus Pommern (Rothemühl) geführt wurde.

 

Im Zuge der Schlacht am Karrenberg 1399 (Fuchsberg oder Burgwall bei Neuensund) gelobten die Mecklenburger bei einem Sieg über die "Brandenburger" Märker eine „Vikarei“ zu errichten, welche der Hl. Katharina zu weihen sei. Die Schlacht am 25. November 1399 fiel genau auf den Namenstag der Heiligen. Die Mecklenburger gewannen. In Friedland an der Busstation befindet sich eine Mauer, in der sich zwei Spitzbögen befinden, die vermutlich ihren Ursprung in dieser ehemaligen Kirchenstiftung haben. Neuensund können somit ursprünglich zwei Kirchen zugeordnet werden, wenn man den historischen Quellen glauben darf.

1375

Erste Erwähnung einer Kirche in Neuensund im Landbuch Kaisers Karl IV. Im wüsten Neuensund gab es zwei Krüge (Abgaben) für Kirche und Pfarre.
Vier Kossäten, Landbewohner, die einen Kotten besaßen und zur Abgabe verpflichtet waren, brachten zusammen sechs Pfund Wachs. Die Pfarre war mit drei Hufen Land ausgestattet.
1539Reformation in Brandenburg. Die Kirche unterstand dem pommerischen Bistum Cammin.

1543

Mit der ersten Evangelischen General-Visitation ist die Reformation beendet. Oberster Kirchenherr war nun die Landeskirche Brandenburg, die Pfarre selbst war im mecklenburgischen Galenbeck. Die General-Visitation diente der Sicherung von Kirchengut, Erfassung wirtschaftlicher Ressourcen und der Durchsetzung der Kirchenordnung. Dazu wurden erstmals gedruckte Exemplare ausgehändigt.
1659Die Pfarre kommt ins mecklenburgischen Galenbeck.

1674

Die regelmäßige Führung von Kirchenbüchern beginnt.

1679

Gutsbesitzer H.v.Oertzen lässt als Kirchenpatron die im 30-jährigen Krieg zerstörte Kirche wiederaufbauen.

1725

Gutsbesitzer Obrist v. Sternberg stiftet als Kirchenpatron den Altaraufsatz. Sein Wappen befindet sich in der linken Seitenwange des Aufsatzes.

1778/79

Abriss und Neubau eines Glockenstuhles.

1812

Einweihung eines neuen Friedhofs am Rande der Gemeinde.

1839

Der Kirchenpatron H.C.F. v. Arnim spendet Geld für eine Orgel. Sie wird nach einer älteren Vorlage durch den Friedländer Orgelbauer Carl Adolph Ernst Sauer (*5.2.1799 - +13.2.1873) errichtet.

1851/52

Anbau des Kirchenturms.

1908

Anlässlich ihrer Silberhochzeit stiftet das Ehepaar H. und E. v. Arnim eine Bronzeglocke.

1917

Auch die zweite Kirchenglocke wird während des 1. Weltkrieges eingezogen.
1960Einbau der Verglasung für eine Winterkirche unter der Kanzel.
1974Im Zuge einer allg. Gebietsreform zwischen den Landeskirchen Brandenburg und Greifswald kommt Neuensund in die Parochie Rothemül und somit wieder in die pommersche Kirche.

1991

Restaurierung der Sauer-Orgel und Orgelweihe. Erste Orgelkonzerte.

1996

Das bekannte Porträt von „Martin Luther mit dem Schwan“ aus dem 17. Jhdt. kehrt nach umfangreicher Restaurierung in die Kirche zurück. Dieses Bild ist ein Kleinod. In Deutschland sind nur zwei weitere vergleichbare Ölgemälde (Lenzen in Brandenburg und Rostock) mit diesen Sinnbildern um ein Porträt von Martin Luther bekannt. Der über dem Reformator schwebende Engel mit Ring und Buch deutet auf das unter himmlischen Schutz stehende Werk Luthers. Die links neben Luther stehende Säule gilt als Symbol für den rechten Glauben und die Beständigkeit des Reformators. Hinter Luther singt ein Schwan: Das Motiv geht auf den böhmischen Reformator Jan Hus zurück. Kurz vor seinem Tod auf dem Scheiterhaufen soll er beim Konzil in Konstanz 1415 gesagt haben: „Eine Gans könnt ihr braten, aber in über hundert Jahren kommt ein Schwan, den werdet ihr nicht braten können.“ Initiatoren der Restaurierung: Ortschronist Lothar Hörig, Freiherr Jochen v. Arnim, Meister Eginhard Dräger.

1997

Instandsetzung des Glockenturmgiebels.

2022

Wiederaufnahme von regelmäßigen Kirchenkonzerten anlässlich des 170-Jährigen Baujubiläums des Kirchturms und des 5jährigen Jubiläums der Instandsetzung Glockenturm.
"Bethlehem Kirche" Neuensund
Blick auf die Kanzel
Wappen der Neuensunder Kirchenpatronen

Quelle:
Lothar Hörbig, Kirchenchronik Neuensund, 1994
www.luetzschena-stahmeln.de
www.nordkirche.de
www.archiv-nordkirche.de
www.kirche-mv.de