Chronologische Chronik - Neuensund - gestern und heute
Frühzeit bis Mittelalter:
In der Mittelsteinzeit (vor 10.000 bis 3.000 Jahren) begann nach dem Ende der Eiszeit die Besiedlung der uckermärkischen Landschaft durch einwandernde Jäger, Siedler und Fischer. In der Jungsteinzeit (vor 3.000 bis 1.800 Jahren) fand der Übergang zu festen und bewohnten Siedlungen statt. Von 600 bis 1200 wurde das Gebiet nach Abzug germanischer Stämme von Slawen besiedelt. Davon zeugen in unmittelbarer Umgebung von Neuensund der slawische Burgwall und das Museumsdorf Ukranenland in Torgelow.
Der eingewanderte Teilstamm der Slawen, die Ukranen, gaben der Uckermark ihren Namen. Er ist eine Zusammensetzung von Ucker (Flüssen, Seen) und Mark (Grenzland). Im Zuge des Wendenkreuzzugs 1148 gelangte die Uckermark an die christlichen Herzöge von Pommern und mit der Missionierung des Gebietes endet die slawische Zeit in der Uckermark. Die Uckermark bleibt über Jahrhunderte ein umstrittenes Grenzgebiet zwischen den Herzögen von Pommern und den Markgrafen von Brandenburg.
Vom Mittelalter bis zum Bau des Gutshofs durch Joachim Anton von Arnim
1322/1323 | Älteste Erwähnung des Dorfes als Nieven- und Nuvensund . Es gehört zum Herzogtum Pommern. |
1354 | Neuensund kommt zur Mark Brandenburg. |
1399/25 Nov. | Schlacht am Karrenberg (heutiger Burgwall oder Fuchsberg, Quellen sind sich uneinig) zwischen Mecklenburger und Märkern (Prenzlauern, Mark Brandenburg). Auslöser ist die Eroberung von Schloss Boitzenburg durch Markgraf Wilhelm von Meißen. Die Mecklenburger siegen. |
1575 | Beginn eines rund 220 Jahre andauernden Rechtsstreits zwischen Neuensund (Mark Brandenburg) und dem pommerschen Amt Torgelow. Auslöser sind Grenzstreitigkeiten im sogenannten Gebiet um den Barnbruch. |
1707 | Erste Berichte über einen Schulbetrieb mit eigenem Schulmeister. |
1737 | Eine Bockwindmühle wird in Neuensund gebaut und gründet eine über 180 Jahre andauernde Müllertradition, die in den Neuensunder Kirchenbüchern dokumentiert ist. |
1761 | Schlacht von Neuensund im Siebenjährigen Krieg zwischen schwedischen und preußischen Einheiten. Am 18. September 1761 verloren die Preußen 510, Schweden 50 Mann. Teile der preußischen Linien wurden von der eigenen Hauptmacht völlig abgeschnitten und von den schwedischen Fußsoldaten aufgerieben. Eine militärische Bedeutung für den Kriegsverlauf hatte die Schlacht nicht. |
1764 | Hans-Ernst v. Arnim-Luetzlow neuer Gutsbesitzer. Er kauft das Gut und umliegende Ländereien. |
Um 1782 | wird das heute noch in seiner Form erhaltene Gutshaus durch Anton Joachim von Arnim und seiner Ehefrau Caroline von Rieben errichtet. Es ist anzunehmen, dass es anlässlich ihrer Vermählung 1785 bezogen wurde. |
1803 | Neuensund zählt 217 Einwohner. |
Von den Befreiungskriegen bis zur Elektrifizierung des Dorfes
1812 | übernahm die Familie Kuhlow die damalige Schmiede. Fast 150 Jahre lang wird die Schmiede in Familientradition betrieben. 1960 wird der Betrieb eingestellt. |
1813 | In den napoleonischen Befreiungskriegen sterben fünf Männer. Darunter der erst 17jährige Ernst F. A. L. v. Arnim. Gedenkstein im Park. |
1829 | Im März treten im Zuge der Separation (neue Zuordnung von Ackerflächen) neue Eigentums- und Wirtschaftsverhältnisse in Kraft. Neben dem Gutsherrn gibt es nur noch zwei eigenständige Bauern. |
1914-1919 | Im 1. Weltkrieg mit seinen Folgen sterben 11 Männer aus Neuensund. |
1920 | Die alte Mühle in Neuensund wird abgerissen. |
1921 | Neuensund wird an das elektrische Stromnetz angeschlossen. |
2. Weltkrieg, DDR und „Wendejahre“
1945/April | Sowjetische Truppen besetzen Neuensund. Im Gutshaus werden Umsiedler und Flüchtlinge aus den Ostgebieten einquartiert. |
1946 | Aufgrund der hohen Zahl an Umsiedlern und Flüchtlingen steigt die Einwohnerzahl auf 546. |
1949 | ca. 940 ha Gutsland werden enteignet und aufgeteilt an Bauern und Landarbeiter. |
1952 | Gründung der ersten Landwirtschaftlichen Produktionsgesellschaft (LPG). Einrichtung einer Kinderkrippe. |
1963 | Start zum Ausbau des Schmiedegrundsees als Erholungsgebiet mit Campingplatz. Der Name Schmiedegrundsee leitet sich aus einer Flurbezeichnung in den 50ziger Jahren ab. In älteren Messblättern und Landkarten ist der See noch als „Neuensundscher See“ verzeichnet. |
1968 | Die Dorfschule schließt. Das Gutshaus wird mit Spritz-Zement verputzt. |
1970 | Neuensund wird für touristische Zwecke zum Reitstützpunkt entwickelt. |
1971 - 1973 | Übergang zur Großraumwirtschaft in der Landwirtschaft. Diese Nutzungsform der landwirtschaftlichen Flächen hat sich bis heute erhalten. |
1979 | Zusammenschluss der LPG Gehren und Neuensund zur LPG Neuensund Tierproduktion. |
1989 | Deutsche Wiedervereinigung im November. In der Folge kommt es in den „Wendejahren“ zu gravierenden Veränderungen der bestehenden Wirtschaftsstruktur mit Schließung von zahlreichen Betrieben. Hohe Arbeitslosigkeit in der Region ist die Folge. |
Von 1990 bis zur Gegenwart
1991 - 1993 | Vom Arbeitsamt bezahlte Arbeitskräfte pflegen öffentliche Flächen (Gutshof Park, Friedhof, Kirchhof) und richten Gebäude wieder her. |
1992 | Bürgerentscheide in Strasburg und Neuensund mit Verbleib in Mecklenburg-Vorpommern. |
1992 | Staatsvertrag zwischen Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern über die Änderung der Landesgrenze mit Berücksichtigung der Bürgerentscheide im Mai 1992. Somit verbleibt der nördlichste „Zipfel“ der Uckermark mit Neuensund in Mecklenburg-Vorpommern. |
1993 | Im Zuge von Maßnahmen zur Förderung des Tourismus wird der erste Wanderweg von Strasburg über Neuensund bis zum Fuchsberg mit neu errichtetem Aussichtsturm eröffnet. |
1993 | Neuensund wird an das Telefonnetz angeschlossen. |
1994 | Auf seiner Wahlkampftour durch die neuen Bundesländer landet der Kanzler der Einheit, Dr. Helmut Kohl, mit der damaligen Familienministerin und späteren Kanzlerin Dr. Angela Merkel im Mai 1994 spontan mit dem Hubschrauber in Neuensund. |
1994 | Die Bauarbeiten für die heutige Reithalle starten im Mai 1994. |
1994 | Der Heimatverein " Dörpkap Mumpelsiet" gründet sich. |
1995 | Das Bauordnungsamt des Landkreises Vorpommern- Greifswald ordnet aufgrund baulicher Mängel (Schwarzschimmel Befall) im April 1995 die vollständige Räumung des Gutshauses an. Alle Mieter müssen in kürzester Zeit ausziehen. |
1995 | Für die Erneuerung der Dorfstraße mit eingelassener Regenwasserleitung werden im September 1995 200.000 DM aus dem Programm zur „Verbesserung der Agrarstruktur“ bereitgestellt. |
1996 | Wird offiziell festgestellt, dass der Fuchsberg zur Gemarkung Neuensund und nicht zu Gehren gehört. Er bleibt damit der Hausberg der Neuensunder. |
1997 | Die Dorfstraße wird geteert. Bisher bestand sie aus unebenen Kopf- und Steinpflaster. |
1997 | 675 Jahrfeier Neuensund im Mai 1997. |
2012 | Nach zahlreichen vergeblichen Bemühungen der Stadt Strasburg als Eigentümerin der Gutsanlage, diese wieder zu revitalisieren, wird das Ensemble schließlich an eine private Berliner Eigentümergemeinschaft (GbR) verkauft. |
2017 | Der Heimatverein „Dörpkap Mumpelsiet“ löst sich auf. |
2017 | Der gemeinnützige Förderverein Neuensund e.V. wird gegründet. |
2020 | Mit Mitteln der EU, der Bundesrepublik und des Landes Mecklenburg-Vorpommern wird der Aussichtsturm auf dem Fuchsberg neugebaut. Großartiger Panoramablick zum Galenbecker See und bis nach Ueckermünde. |
2021 | Neuensund zählt 148 Einwohner |
2022 | 700-jähriges Jubiläum Neuensund |
Quellen
Strasburger Anzeiger der Stadt Strasburg, ab 1991
Nordkurier/Pasewalker Ztg.: lfd. Artikel Strasburg und Neuensund, ab 1991
Wikipedia, Geschichte Vorpommern, Brandenburg, Mecklenburg
Lothar Hörig: Chronik Neuensund, Leipzig September 2004
Otto Bruchwitz: Die Schlacht am Karrenberg
Heimatmuseum Strasburg, Stadt Strasburg
Uckermark – Wikipedia